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Durch die Gemarkung Lindelbach ziehen sich mehrere Wanderwege, die besonders den Bereich des Naturdenkmals „historischer Steinbruch“ mit einbeziehen. Hervorhebenswert ist der erst im Jahre 2018 eröffnete Kulturweg.

Der europäische Kulturweg Nr. 114 wurde als Projekt ‚Pathways to Cultural Landscapes‘ vom Landschaftsmanagement Kulturwege der Universität Würzburg und der interkommunalen Allianz Südliches Maindreieck entwickelt. Unterstützt wurde das Projekt in monatlichen Sitzungen mit viel Herzblut von den Gemeinden Stadt Eibelstadt, Markt Randersacker und Theilheim. Die Karte zum Kulturweg sowie dessen Flyer und die zugehörige GPX Datei finden Sie auf der Seite des Vereins Archäologische Spessartprojekt e.V. (ASP), die Auskunft geben über den

Charme der zweiten Reihe
– Lützelquelle, Lindelbach und Lügensteine

Lohnenswert Cover

Einen äußerst lesenswerten Artikel dazu veröffentlichte die Zeitschrift ‚Lohnenswert – Leben und Genießen im Landkreis Würzburg‚ auf Seite 18 – 19 in der Ausgabe 02/2021 (April/Mai/Juni) am 27. April 2021:


Ein Wandererlebnis abseits viel begangener Routen

Nur wenige Kilometer hinter den bekannten Weinorten am Main liegen Landschaften und Gemeinden mit ihrem ganz eigenen Charme. Wer dem Trubel am Mainufer entgehen möchte, sucht sich eine Wanderroute in der „zweiten Reihe“, wo es wunderschöne Wanderwege gibt und in den Dörfern der „Zeitgeist“ noch nicht Einzug gehalten hat.

Ein solcher Weg ist der europäische Kulturweg „Vom Charme der zweiten Reihe“, der die Orte Theilheim, Lindelbach und Eibelstadt miteinander verbindet. […] Der Weg beginnt am Theilheimer Sportplatz. […]

Lützelquelle und Steinbruch am Lützelgrund

Die Wegmarkierung führt uns aus dem Ort hinaus in Richtung Wald. Nachdem die Autobahn überquert ist, öffnet sich der Blick über weite Felder und Wiesen. Wir gehen am Waldrand weiter und treffen auf die Wüstung Lützelfeld. Die Überreste dieses früheren Hofs sind schon lange verschwunden, da die Siedlung bereits vor 600 Jahren aufgegeben wurde. Doch die gemauerte Einfassung der gleichnamigen Quelle lohnt einen kleinen Abstecher.

Die Lützelquelle in Lindelbach
Die Lützelquelle mit der neuen Steinfassung

Bald schon erreichen wir mit dem „Lützelbruch“ einen der Höhepunkte unserer Wanderung: den Museumssteinbruch von Lindelbach. Das große, fast verwunschen wirkende Gelände ist ein historisches Denkmal und teilweise für Besucher frei zugänglich.

Kulturweg - Blick in den Steinbruch
Blick vom Kulturweg in den alten Steinbruch

„Tierische Landschaftsgärtner“ bewahren es vor Verbuschung. Umgeben von Blöcken aus Muschelkalk finden sich verrostete Geräte, ein Stück alter Schienen für den Transport der schweren Steine und ein sogenannter „Derrickkran“, benannt nach einem englischen Henker. Wer den Kran sieht, weiß warum. Allem haftet der einzigartige Charme einer kleinen Abenteurreise in die Steinhauer-Vergangenheit von Randersacker an.

Kulturweg - Der Derrickkran
Der bekannte Derrickkran im alten Steinbruch

Oberhalb des Steinbruchs geht es weiter und man kann noch einen Blick auf den Boden des Geländes werfen, das an übergroße Pflastersteine erinnert. Nach nur wenigen Metern entdecken wir das „Fanni-Häuschen“, das lange Zeit als Kantine und Bierausschank neben dem Steinbruch bewirtschaftet wurde. Das idyllisch gelegene Häuschen wurde zu einem beliebten Treffpunkt. Bis ins hohe Alter von 90 Jahren bewirtete die Fanni ihre Gäste voller Elan. 2008 endete mit dem Tod Fannis eine Ära. Der Abriss des Hauses konnte allerdings verhindert werden, immerhin kann man hier eine schöne Rast einlegen. In unseren Augen ein ideales Ausflugsziel, das eine Wiederbelebung an diesem idyllischen Platz am Waldrand durchaus verdient hätte.

Kulturweg - Ehemalige Kantine im Steinbruch
Die ehemalige Kantine für die Steinbrucharbeiter

Lindelbach und die Stadtmauer von Eibelstadt

Entlang des Weinbergs geht es hinunter nach Lindelbach, einem hübschen Örtchen mit einer 800-jährigen Geschichte und der sehenswerten Sebastianskirche. Heckenwirtschaften und zwei Gasthäuser laden zu einer Einkehr ein. Lindelbach ist eine Perle, ein Rundgang durch das ursprüngliche und idyllisch gelegene Dorf ist absolut lohnenswert.

Durch Felder und Streuobstwiesen geht es weiter Richtung Eibelstadt. Zwischen den Bäumen hindurch bietet sich immer wieder ein schöner Blick auf den Weinberg auf der gegenüberliegenden Talseite und die Würzburger Festung Marienberg in der Ferne. Wir passieren den jüdischen Friedhof von Eibelstadt und erreichen den Ort über die Weinlage „Kapellenberg“.

Auch jetzt bleiben wir in der „zweiten Reihe“, passieren die Kreuzkapelle und nehmen – den malerischen Marktplatz Eibelstadts außer Acht lassend – den Weg an der alten Stadtmauer am Rand des Ortskerns entlang, von wo aus wir den Eibelstadtern über die Schulter schauen können. Am Kereturm erreichen wir die Weinberge und gehen wieder Richtung Theilheim. Unter der Autobahn führt ein Tunnel wieder auf die andere Seite und durch den Wald geht es wieder über den Theilheimer „Dreimärker“, der nicht nur die Gemeindegrenze zwischen Theilheim, Lindelbach und Westheim markiert, sondern auch die Landkreisgrenze zwischen Würzburg und Kitzingen, zurück zum unserem Ausgangspunkt in Theilheim.

Alles, was einen guten Wanderweg ausmacht

»Das Erwachen heiterer Empfindungen bei der Ankunft auf dem Lande« – so lautet ein historisches Zitat über Lindelbach. Dieses Gefühl kann der Kulturweg in der Tat vermitteln. Die Tour ist leicht zu begehen, die Anstiege sind kurz und halten sich in Grenzen. Gekennzeichnet ist der Weg mit dem gelben EU-Schiffchen auf blauen Schildern. Er enthält alles, was einen guten Wanderweg ausmacht: weite Ausblicke, schattige Waldstücke, Felder, Wiesen und einige sehenswerte Attraktionen wie den „Lützelbruch“. Vor allem aber bietet er ein Naturerlebnis abseits der viel begangenen Routen im nahen Maintal.

Wegstrecke: 13 km | Dauer: ca. 3 Std. | Schwierigkeit: leicht | Steigungen: nur kurze Anstiege
Einkehrmöglichkeiten: Gasthäuser und Heckenwirtschaften in Lindelbach

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Download Artikel ‚Ein Wandererlebnis abseits viel begangener Routen‘


Welche Auswirkungen hat der geplante neue Steinbruch auf den Kulturweg?

Der Kulturweg Nr. 114 hebt die Bedeutung des Areals um den historischen Steinbruch in Lindelbach in ganz besonderer Weise hervor. Wer sich diesen Wegabschnitt selbst erwandert, wird vom Kulturweg mit seiner wilden Natur und den beeindruckenden Sehenswürdigkeiten begeistert sein. Die einzelnen Höhepunkte des Kulturweges wurden auf Informationstafeln dargestellt, die jeweils vor Ort stehen.

Künftig soll der Kulturweg im Bereich des historischen Steinbruchs als Transportweg für den neuen Steinbruch dienen. Durch den dort geplanten Schwerlastverkehr ginge die einzigartige Idylle dieses Teilstücks des Kulturwegs verloren und die Lützelquelle wäre nicht mehr ohne störenden LKW-Verkehr zugänglich. Erholung für Wanderer*innen bietet dieser Teilabschnitt dann wohl kaum noch. Zudem könnte dies bedeuten, dass der Wanderweg dort neu geplant, kartiert und markiert werden müsste .

Gerade das Gebiet um den historischen Steinbruch in Lindelbach lockt Erholungssuchende heute aus nah und fern. Der Verlust der Vielfalt aller Naturerlebnisse um den historischen Steinbruch in Lindelbach wäre für Wanderer*innen und Bürger*innen der Gemeinde hoch und schränkte die Lebensqualität derer beträchtlich ein.